Montag, 30. März 2020

Die Ruhrpottsaga: Ein Traum vom Glück von Eva Völler

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Hallo ihr lieber Bücherwürmer,

ich bin wieder einmal für eine Leserunde bei Bastei Lübbe ausgewählt und darf euch die Ruhrpottsaga von Eva Völler vorstellen. "Ein Traum vom Glück" ist ein Roman, der in meiner Heimatstadt Essen spielt.
Nicht nur, dass mich die Leseprobe total neugierig gemacht hatte, finde ich doch Bücher, die bei mir "Zuhause" spielen, erst Recht sehr verlockend.

Das Buch spielt ausgerechnet in Essen-Werden und Fischlaken im Jahr 1951. Diese Details kannte ich vorher nicht, macht die Sache für mich aber noch spannender, denn natürlich kenne ich die Stadtteile, vor allem aber wohnen dort meine Schwiegereltern.


Das Cover hat mich sehr angesprochen, passt es doch wirklich gut in die Zeit der Handlung. Und zu dem Stadtteil in dem es spielt, denn dort trafen Zeche und Natur stark aufeinander. Ich finde, dass das Cover ein wenig die Sehnsucht spiegelt, von der harten Nachkriegszeit und der harten Arbeit wegzukommen und in die Zukunft zu blicken. Für mich ist dies ein sehr gut gestaltes Cover und wie man beim Lesen feststellen wird, auch thematisch sehr gut passend.

Die junge Katharina ist mit ihren Töchtern Inge und Bärbel aus der Kriegshölle Berlin zu ihrer Schwiegermutter nach Essen geflohen. Oma Mine führt hier ein strenges Regiment, doch trotz zahlreicher Entbehrungen geht es der Familie im Großen und Ganzen gut.
Während Katharina von einem besseren Leben träumt, welches sie sich hart erarbeiten möchte, steht plötzlich Neffe Johannes als Spätheimkehrer vor der Tür. Ihr eigener Mann Karl ist nicht aus dem Krieg heimgekehrt.
Zu Johannes fühlt sie sich sehr schnell hingezogen und auch der junge Mann entwickelt Gefühle -  seine Erfahrungen mit Frauen sind durch den Krieg nur sehr gering vorhanden.
Dass die Romanze im Haus von Oma Mine nicht gerne gesehen wird ist klar, schließlich hofft diese immer noch auf die Rückkehr ihres Sohnes Karl aus dem Krieg.
Dass diese Heimkehr sechs Jahre nach Kriegsende eher unwahrscheinlich ist, spricht niemand aus, gibt doch Johannes Rückkehr ebenfalls Hoffnung.

Die Geschichte handelt von Hoffnung - Hoffnung auf ein Leben ohne Entbehrungen, Hoffnung auf eine neue Liebe, Hoffnung auf den verlorenen Sohn. Doch wie immer im Leben erfüllen sich nicht alle Träume.

Zunächst lernt man in der Geschichte die Protagonisten kennen, so lange plätschert die Handlung ein wenig. Wobei, wenn man es genau nimmt, berichtet das Buch eben einfach über den Alltag einer Familie im Ruhrpott. Bei wem passiert denn jeden Tag etwas Spannendes? Diese alltäglichen Begebenheiten sind unglaublich echt in die Geschichte einbezogen, so dass man das Gefühl hat, bei Mines und Katharinas Familie am Küchentisch dazu zu gehören.
Mit Fortschreiten der Geschichte überschlagen sich die Ereignisse und es passiert unheimlich viel auf verschiedenen Ebenen. Und dennoch hat man nicht das Gefühl, dass die Geschichte konstruiert ist. Alles kann sich genauso zugetragen haben im Ruhrpott der 50er Jahre.

Das Buch erhält für mich eine unglaubliche Lebendigkeit, denn während die Erzählung selbst auf Hochdeutsch verfasst ist, sind die Dialoge doch oftmals im Ruhrpott-Dialekt verfasst, was sie nicht nur unterhaltsam zu lesen, sondern auch sehr authentisch klingen lässt.

Ich finde es spannend, dass sich das Buch mit Themen beschäftigt, die sonst nicht klassicher Teil der Nachkriegsliteratur sind. Über Spätheimkehrer hatte ich bislang nur wenig Wissen und darüber nachgedacht, was all diese Menschen für ein Päckchen mit sich herumgetragen haben, hatte ich auch nicht.
Unterschwellig merkt man im Buch auch, dass es dieser Familie geht wie so vielen - über den Krieg und das Erlebte wird nicht gesprochen. Wir leben damit und gehen unseren Weg weiter. Vorbei ist vorbei, der Blick ist nach vorne gerichtet.
Das mag ich gerne an den Protagonisten der Geschichte, das macht sie so lebendig und authentisch und lässt uns über sie nachdenken.

Ich habe das Buch verschlungen, mich nicht einmal an die Leseabschnitte gehalten, denn so große Pausen hätte ich nicht ausgehalten. Mir hat die Lektüre unglaublich gut gefallen und freue mich darauf, dass es Folgebände geben soll.
Während einige Teile der Handlung manchmal ein wenig vorhersehbar waren, hat mich das Ende wirklich überrascht.  Es gibt immer wieder interessante Twists in der Geschichte und der Autorin Eva Völler gelingt es wunderbar, Spannung aufzubauen. Natürlich keine Spannung im Sinne eines Krimis oder Thrillers, aber man fiebert mit den Familienmitgliedern mit und kann ihre Ängste, Sorgen und Freude nachvollziehen. Für mich ist Spannung auch, vollständig in die Geschichte hineingezogen zu werden.

Ich kann euch das Buch auf jeden Fall nur wärmstens empfehlen, vor allem, wenn ihr aus dem Ruhrgebiet kommt. Dank eines Glossars am Ende kann jeder das Bergbau- und Ruhrgebietsvokabular nachvollziehen, aber mich hat das Buch ganz besonders deshalb bewegt, weil es in meiner Region, sogar meiner Stadt spielt.


Und was ich erst Dank der Lektüre entdeckt habe, sind die letzten kleinen Überbleibsel der Zeche Pörtingsiepen, die ein zentraler Handlungsort der Geschichte ist. Manchmal muss man erst darauf gestoßen werden, damit man es plötzlich bemerkt.

Viele Grüße,

eure Sonja

*Das Buch wurde mir für einen Produkttest kostenlos zur Verfügung gestellt. Ich gebe hier meine ehrliche und unvoreingenommene Meinung wieder*

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